Paule - bet instructor

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Das Championsleague Halbfinale 2009, Barca – Chelsea


Ich möchte heute mal das Halbfinale der Championsleague zwischen Barca und Chelsea untersuchen. Und das aus Sicht eines Fußballfans, aber auch eines Profiwetters, der sein Geld mit Fußballwetten verdienen will/muss. Ich habe beide Mannschaften x Mal in dieser Saison gesehen. Auf keinen Fall zweifle ich die Vormachtstellung der englischen Teams in Europa an. Nicht nur, dass ich die Ergebnisse kenne und dass diese Resultate viel zu eindeutig sind: ich sehe auch aus diesen Ligen und aus dem Europapokal ausreichend viele Spiele der Mannschaften, so dass man das Urteil einfach nicht mehr anzweifeln kann (gut ich schränke ein: Juve hatte Chelsea im Rückspiel beim Stande von 2:1 und mit 10 gegen 11 am Rande einer Niederlage, als del Piero alleine frei vorm Tor auftauchte; das 3:1 hätte genügt für Juve; AS Rom, war im Rückspiel gegen Arsenal kurz davor, es wäre auch nach meinem Empfinden ganz knapp für die Roma verdient gewesen; und im anschließenden Elfmeterschiessen auszuscheiden war schon sehr bitter und vor allem aus meiner Sicht nichts außer „Pech beim Münzwurf“). Dennoch: der englische Fußball ist der beste weltweit.


Aber es gibt die eine Ausnahmemannschaft des FC Barcelona. Sie ist für mich ganz klar und eindeutig die Nummer 1, noch vor allen englischen Mannschaften. Ich bin auch überzeugt davon, dass es noch niemals zuvor eine solch starke Mannschaft gegeben hat (sicher, in ihrer Zeit schon, aber nicht absolut; vergleichbar, wenn man heute Nadal gegen Sampras spielen lassen würde, Sampras aus seiner Zeit; aber auch dann hätte er keine Chance). Sie müssen es einfach schaffen gegen Chelsea, so meine Überzeugung. Natürlich habe ich auch hier Zahlen und mein Computer ist sowieso gegen jede Form  der Euphorie gewappnet. Aber dennoch kam er zu dem ziemlich eindeutigen Ergebnis, dass Barca zu rund 70% weiterkäme. Der Wettmarkt widersprach meiner Einschätzung, was neben „nicht ungewöhnlich“ und „erfreulich“ auch noch für mich Voraussetzung für mein Geschäft ist: meine Meinungen, Einschätzungen mögen zwar in vielen Fällen mit dem Markt übereinstimmen, aber es muss die Unterschiede geben, sonst würde sich ja niemals eine Wette lohnen. Ich brauche also diese Abweichungen und habe sie dankend in Kauf genommen, mich, wetttechnisch gesehen, auf Barca gestürzt, voller Überzeugung eine exzellente Wette zu haben.


Im Hinspiel waren die Quoten bei einem Handicap von –0.75 Toren (das bedeutet: Sieg Barca mit einem Tor: halber Gewinn; bei zwei oder mehr Toren ganzer Gewinn, sonst Verlust der Wette) ca. 1.97 zum Anpfiff (vorher mal 2.17, insofern hat mir der Markt Recht gegeben; der Kurs 2.17 wurde vom Markt als zu hoch eingeschätzt und gespielt, und zwar mehr als die andere Seite). Ich bin bei meinen Wetten selten optimistisch (schon, dass sie „gut“ sind, aber nicht, dass sie auch kommen; die Erfahrung lehrt einen, dass ein solches Gebaren sinnlos ist). Aber an diesem Abend war ich doch einigermaßen vorfreudig. Das konnte doch gar nicht schief gehen, so mein Empfinden.


In diesem Spiel war Barca längst nicht so überlegen, wie ich es erwartet habe. Dennoch waren auch da die Zahlen total eindeutig: 20:3 Torschüsse, Ballbesitz hoch in den 60ern. Und auch wenn meinetwegen die größte Chance des Spiels an Chelsea ging, so kam diese nur durch den einen unfassbaren Rückpass-Fehler von Marquez zustande. Dennoch gebe ich zu: Die Chelsea-Defensive war die beste, mit der Barca in der  ganzen Saison konfrontiert wurde. Und Czech hat (nicht nur in diesem Spiel, aber da dennoch ganz besonders) überragend gehalten. Es konnte aber, nach Gerechtigkeit, trotzdem eigentlich nur einen Sieger geben (mein Geld war natürlich komplett weg, bei -0.75), aber das Ergebnis war ein 0:0.


Vor dem Rückspiel nun hat der Markt sich ein wenig Richtung Chelsea geneigt. Das Handicap war aber „draw no bet“, also 0 Tore, kein Favorit wurde erkannt, was ja so gesehen klar für Bacra spricht als „die bessere Mannschaft“, da sie im Hinspiel als –0.75 Favorit gehandelt wurden. Aber was hilft mir das? Dennoch stiegen die Kurse auf Barca leicht an, so dass man, trotz des draw no bet, als Favorit für das Spiel allmählich Chelsea ausmachte (sagen wir: der Markt).


Der Grund dafür lag natürlich vor allem in den Aufstellungssorgen bei Barca. Die Innenverteidigung hat gerade in Auswärtsspielen eine besondere Bedeutung. Und zuerst Etoo und später Iniesta über links, das sind nicht unbedingt ihre Lieblingspositionen, und das alles statt des zuletzt phantastischen Henry.


Trotzdem hat für mich Barca das Spiel dominiert. Dieses unglaubliche Tor für Chelsea ganz am Anfang, was ja weder etwas mit "herausgespielt" noch etwa mit "toll gemacht" zu tun hat, sondern einfach nur mit Riesensuppe (beinahe vergleichbar mit dem Karlsruhe Tor durch Langkamp aus über 80 Metern; ok, etwas weit hergeholt), aber "kontrolliert" schießen kann er so einen zufälligen Abpraller doch nicht. Er fällt ihm rein zufällig, dafür aber ziemlich perfekt auf den Schlappen. Das ist die eine Hälfte des Glücks, die in Prozent schwer auszudrücken ist. Aber selbst dann und, bei aller Klasse von Essien, kommt er niemals auch nur ansatzweise auf 5% für ein Tor aus dieser Situation.


Selbstverständlich "spielt das Chelsea in die Karten". Es wird eine Euphorie ausgelöst, nicht nur bei den Spielern sondern auch bei den Zuschauern. Alles geht auf einmal ganz einfach. Die Zuschauer sind bei jeder halbwegs gelungenen Aktion schon aus dem Häuschen. Ein abgewehrter Barca Angriff wird bejubelt, was nicht bei 0:0 geschehen würde. Hier ist immer das Motto: "Wieso, wir haben doch schon gewonnen." Zustandekommen gleichgültig. So viele Prozente, wie Chelsea dazubekommt, gehen dem Gegner verloren. Man hat plötzlich eine "uphill battle", und das auf diesem allerhöchsten Niveau. Die 67% Ballbesitz Barca sprechen dennoch eine eindeutige Sprache. Und auch bei Ecken waren sie bis zum Schluss in der Statistik vorne.


Aber, ganz klar, die Angriffsmaschine lief nicht wie gewohnt. Das hatte diesmal nichts mit Pech zu tun (höchstens der Teil, dass sie überhaupt in Rückstand geraten waren). Chelsea war unglaublich kompakt. Ich habe fast alle Barca Spiele gesehen diese Saison. Und es gab keinen einzigen Gegner, der ihnen so zugesetzt hat. Die körperliche Robustheit war allenthalben zu spüren. Das war nicht nur körperliche Robustheit sondern auch physische Stärke in Form von "Kraftausdauer". Chelsea brachte nach jedem Ballverlust blitzschnell wieder alle Spieler hinter den Ball. Tolle Fitness ist dafür Voraussetzung. Nicht nur, dass sie nach Ballverlust hinter den Ball kamen, sie waren auch bei Ballbesitz sofort bereit, nach vorne zu marschieren und es brannte etliche Male lichterloh bei Barca in der Abwehr. Auch wenn ich platte Reportersprüche abgrundtief verachte. Einer ist hier anwendbar: die fehlende Abstimmung in der neu formierten Innenverteidigung war spürbar. Touré ist kein Innenverteidiger, selbst wenn ein toller Spieler.


Barca hat dennoch in der zweiten Halbzeit das Tempo noch einmal merklich angezogen, aber es gab wirklich kein Durchkommen. Viele Aktionen sahen sehr entschlossen aus, es wurde wieder blitzschnell nach vorne kombiniert. Aber die physische Präsenz der Verteidiger war schier undurchdringlich. Weder von dem wirklich später zu Höchstform auflaufenden Iniesta, noch von Messi. Man sah es richtig, dass beide, immer, wenn sie zu einem ihrer sonst unwiderstehlichen Dribblings ansetzten, regelrecht "abprallten" an einer Wand von Spielern. Wie gesagt, die physische Präsenz war spürbar, aber selbstverständlich war diese gepaart mit einem hohen Maß an Klasse. Die Verteidiger waren wirklich allesamt hellwach und stets rechtzeitig zur Stelle, so dass auch die Körpertäuschungen und die unfassbar enge Ballführung der beiden Topakteure der Abwehr "nichts anhaben" konnte. Trotzdem verweise ich spaßeshalber mal auf die Torschussbilanz: kurz vor Schluss war sie 13:10 pro Barca, dann kam noch das Tor, aber auch zumindest zwei Torschüsse von Chelsea, also gehe ich mal von 14:12 pro Barca, aus. Auch der Ballbesitz hat sich, trotz längerer Unterzahl, nicht drastisch verschoben, blieb bei über 60% Barca.


Man muss ihnen zumindest ein großes Kompliment dafür machen, dass die numerische Überlegenheit von Chelsea nicht zum Tragen kam; Barca war nach dem Platzverweis ähnlich gut wie davor, auch das bitte ich zu beachten.


Dennoch, alles in allem wäre bei so einem Spielverlauf nur Chelsea der verdiente Sieger gewesen. Entscheidend dafür aber vor allem die Elfmetersituationen. Es gab mindestens drei, die man definitiv mit Elfmeter ahnden musste. Deshalb hatte ich persönlich auch zu meinem Gesprächspartner während des Spiels gesagt, dass "der Schiedsrichter den Ausgleich nicht zulassen würde." Also selbst wenn der Ball irgendwann im Netz landen würde, würde er irgendeinen Haken an der Sache finden und das Tor einfach aberkennen.


Als dann Barca tatsächlich zum Ausgleich kam, konnte er einfach nichts machen. Das Tor war klar und eindeutig. Dennoch kann ich mich kein bisschen über so ein Ergebnis freuen. Ich habe zwar Geld gewonnen, aber das ist unter solchen Umständen für mich untergeordnet. Man muss es einfach so deutlich sagen: es war ein Skandal. Die drei bis vier abgelehnten Elfmeterforderungen von Chelsea könnte man alle noch verkraften, da sie zu diesem Zeitpunkt noch führten. Aber dass es in der Nachspielzeit noch zu einer weiteren Aktion kam, wo ein Torschuss, der tatsächlich sehr gut angesetzt war, sich auf dem Weg Richtung Tor befand, der Schiri direkt daneben stand, als der Ball dem im Weg befindlichen Etoo an die Hand ging (sei es der Arm; jedenfalls war die Flugrichtung des Balles eindeutig das Tor und es wurde eine klare Chance vereitelt), kann er einfach nicht durchgehen lassen, sofern er das geringste Gespür für Gerechtigkeit hat (wollte er das überhaupt haben?). Die vier Situationen vorher sind teilweise schon wirklich ein Witz. Für mich herausstechend dabei das Handspiel von Pique, der den glänzend um ihn herum gespielten Ball einfach mit der Hand abfängt; wer kann da von "unabsichtlich" sprechen? Ein Hohn; abgesehen davon, dass es mich absolut nicht interessieren würde, weder als Schiri noch als Regelmacher, ob ein Tor "versehentlich mit der Hand verhindert wurde" oder ob es "absichtlich verhindert wurde". Es wäre ein Tor, die Hand ist ein unzulässiges Körperteil, um den Ball damit zu spielen, also Elfmeter, so oder so; abgesehen davon, wie ich schon vielfach betont habe: die Spieler wissen schon, was sie mit ihren Händen und Armen tun. Man kann sie aus dem Weg bewegen, sofern man Angst hat vor Elfmetern, oder man bewegt sie, so wie für mich total offensichtlich Etoo in der letzten Szene, in den Weg, weil man "nichts zu fürchten hat"; die Schiris und auch die Sprecher lassen stets Milde walten; "Nein, für mich unabsichtlich. Kein Elfmeter".


Dass dann Ottmar Hitzfeld mit seiner Bemerkung anschließend dafür sorgt, dass die Schiris auch in Zukunft keinerlei Bedenken haben werden, keine Elfmeter zu geben, indem er sagte "Nein, er steht ja mit dem Rücken zum Schützen, Da kann er nichts dafür.", bestätigt nur wieder eine meiner Grundthesen (die Schiris wollen keine Elfer geben, da es eine zu große Chancenverschiebung bewirkt, während ein nicht gegebener ja zunächst das Chancenverhältnis für den Spielausgang gleich hält). Aber in diesem Fall muss man von einem Skandal sprechen. Den letzten muss er geben, wegen der Vorgeschichte und wegen der sportlichen Gerechtigkeit. Die Chance war da, es wieder gut zu machen. Wenn er es jetzt nicht macht, dann muss man das Schlimmste befürchten. Ich sagte übrigens zu meinem Gesprächspartner schon lange vorher  während des Spiels: "Barca kann nicht weiterkommen. Das kann der Schiri nicht machen, sonst kommt er nicht heil aus dem Stadion." Allerdings schränkte ich selber gleich ein, dass er es sich in Chelsea vielleicht als einzigem englischen Team oder Stadion noch leisten könnte, weil es dort ein gesittetes Publikum gibt.


Auffällig für mich, bereits über die ganze Saison, dass regelmäßig Dani Alves ein Totalausfall ist. Er darf immer spielen, na gut. Aber dass er immer wieder die Standards ausführen darf, das ist einfach grotesk. Von 100 seiner Standards bringt nicht einmal eine einzige Torgefahr. Außerdem landen von drei Flanken zwei hinterm Tor, die dritte kann man nicht bekommen (er hat ausgerechnet in diesem Spiel aber ausnahmsweise mal zwei halbwegs gute Flanken geschlagen). Aber das genügt noch nicht: Die Bemerkung "er ist ins Kombinationsspiel nicht eingebunden" wäre total verfehlt. Es ist leider anders: "Jede Kombination, in welcher der Ball bei Alves landet ist abrupt beendet." Er schlägt den Ball ständig unkontrolliert quer übers Feld, in der Hoffnung, dass sich irgendwo da ein Mitspieler befinden könnte. Leider gibt es dabei zwei Probleme: falls er eine Richtung planen sollte, wo er einen Mitspieler sieht, so setzen die Füße den Gedanken nicht um. Zumeist ist er aber zu sehr mit der Ballkontrolle beschäftigt und sieht gar nicht mal, wo er hinspielt, Die Auswirkung ist leider in beiden Fällen dieselbe: der Ball ist weg. Für mich sowohl unfassbar, dass die Mitspieler ihm den Ball noch geben, als auch, dass der Trainer ihn immer wieder durchspielen lässt. Und mit den Standards, das muss wohl in seinem Vertrag stehen. Denn selbst Viktor Valdez, der Torwart, würde einen besseren Freistoss spielen können als er.


Kurios dabei übrigens auch noch: Alves Leistung selber wird nie beurteilt. Weder von den Spanischen Kommentatoren (die ich natürlich stets wegen Unerträglichkeit der Deutschen einschalte bei allen Barca Spielen auf Premiere), noch von den, natürlich absolut unwissenden, deutschen Kommentatoren. Er ist am Ball, der Ball ist weg. Es heißt nur "Alves, Alves..." und dann wird der Gegenangriff kommentiert. Dass es eventuell gerade eben der 17. Ballverlust war, scheint niemandem aufzufallen. Ich würde sofort und mit jedem (Alves-Fan meinetwegen) ein beliebiges Barca Spiel herauspicken und alle Situationen durchgehen, um mir meiner eigenen Verblendung bewusst zu werden.


Abschließend gesagt: ich habe mich vertan, meine Einschätzung der Überlegenheit von Barca war, trotz gewisser Ansätze einer Bestätigung, was Gesamttorschüsse und Ballbesitz, Eckenverhältnis über beide Spiele angeht, aber dennoch, rein gefühlsmäßig, zu hoch, um meine Wetten wirklich und nachweislich gut zu machen. Bei der Qualität von Chelsea sind 70% Weiterkommen Barca zu viel. Auch dabei schränke ich ein: es kann auch im Hinspiel passieren, dass Barca ein frühes Tor macht (es genügt auch die 44. oder so), dass einer, so wie Essien, einen Ball mal zufällig ganz perfekt trifft, er einfach mal einschlägt (und wenn eine Mannschaft wenig Glück für so ein Ereignis braucht, dann ist es Barcelona). Und dann möchte ich mal die zweite Hälfte oder auch das Rückspiel sehen. So hatte Chelsea praktisch vom Spielstand her immer ihr Wunschergebnis und musste nie etwas machen. Auch das Rückspiel würde ich gerne noch einmal sehen ohne diesen Sonntagsschuss.


Da kann das ganze Spiel total anders verlaufen. Wie Christoph Daum einmal völlig richtig bemerkte, und dennoch dafür jede Menge Hohn und Spott erntete: „Tore sind für den Spielverlauf sehr wichtig.“ Es stimmt einfach. Der ganze Charakter eines Spiels wird durch ein Tor, und das nicht nur in der Champions League, verändert.


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